Auch wenn Nervenschädigungen derart vielfältige Symptome wie Schmerzen, Taubheitsgefühle, Störungen in den motorischen Bewegungsabläufen und einen verminderten Tastsinn zeigen können, gibt es zahlreiche sehr gute Diagnoseverfahren, um der Ursache auf die Spur zu kommen. Viele davon sind völlig schmerzfrei und erlauben dem Arzt eine genaue Ursachenforschung, auf deren Basis anschließend die richtige Therapie ausgewählt werden kann.
Grob kann man die heutigen Diagnoseverfahren in drei große Unterbereiche einteilen:
Grundlagenuntersuchungen
Labordiagnostik
Bildgebende Diagnosem
CTs werden häufig zur Diagnose von Nervenschädigungen eingesetzt
Den ersten Meilenstein auf dem Weg hin zur Diagnose stellt ein ausführliches Anamnesegespräch dar, in dem der Arzt den Patienten zu seinen Beschwerden befragt und abzuklären versucht, welche Symptome vorliegen. Dabei werden auch die Art und die Intensität der Schmerzen klassifiziert, zum Beispiel brennend und eher schwach ausgeprägt oder stechend und sehr stark. Die Klassifizierung kann mit Hilfe der sogenannten Schmerzskala (Visuelle Analogskala (VAS-Skala)) erleichtert werden.
Auch bewertet der Arzt die Bewegungsfähigkeit und das Gangverhalten des Patienten, die weitere Aufschlüsse liefern. Kombiniert wird dies meist mit dem Testen von typischen Reflexen des Menschen, wie beispielsweise der Kniesehnen-Reflex. Normalerweise bewahrt uns dieser Reflex vor einem Sturz, wenn wir stolpern, indem er den Unterschenkel blitzschnell hochreißt. Der Arzt kann zu Testzwecken diesen Reflex aber auch künstlich auslösen, indem er mit einem Hämmerchen auf die Kniescheibe klopft.
Weitere Tests beziehen sich auf die Berührungsempfindlichkeit von Armen oder Beinen. Als Hilfsmittel dient dabei eine Stimmgabel, deren Schwingungen nachempfunden werden können – oder eben nicht, wenn eine Nervenschädigung vorliegt. Diese Untersuchung ist ein Teil des sogenannten quantitativ-sensorischen Testings (QST-Test).
Auch labordiagnostische Untersuchungen können zur Aufklärung von Nervenschädigungen durchgeführt werden. Weitere Aufschlüsse können, neben einer klassischen Blutuntersuchung, eine Untersuchung des Liquors (auch Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit oder umgangssprachlich Nervenwasser genannt) oder Biopsien von Hautstücken oder Nervengewebe liefern.
Spezielle Blutserumwerte können Aufschluss darüber geben, ob ein Patient an einer Nervenschädigung leidet. Dies sind zum Beispiel:
Blutglucosewert, da eine Diabeteserkrankung häufig zu einer Nervenschädigung führt
Vitamin B12-Konzentration zur Diagnose eines Vitamin B12-Mangels, der ebenfalls ein Grund einer Nervenschädigung sein kann
Transaminasen, die auf Alkoholmissbrauch hindeuten können, ebenfalls eine mögliche Ursache für Nervenschädigungen
Mit Hilfe der Liquoruntersuchung kann entschieden werden, ob Gehirn und Rückenmark von den Nervenschädigungen betroffen sind. Die aus dem Rückenmark entnommene Flüssigkeit ist normalerweise klar. Liegt eine Nervenschädigung vor, ist die Zusammensetzung des Liquors verändert. Weiterhin kann damit überprüft werden, ob beispielsweise Viren (zum Beispiel Herpesviren oder Varizella zoster, der Auslöser der Windpocken) oder Bakterien, wie Borrelien, die Ursache für die Nervenschädigung sind.
Mit Hilfe einer Hautbiopsie kann eine Aussage über den Zustand der Nerven in einem bestimmten Bereich gemacht werden. Dazu wird die Haut zuerst in Paraffin eingebettet und anschließend in sehr dünne Schichten geschnitten (meist fünf bis zehn Mikrometer dick).
Anschließend können die Zellen in der Haut mit verschiedenen Farbstoffen oder auch Fluoreszenz-Farbstoffen eingefärbt werden, um den Zustand der Zellen deutlicher sichtbar zu machen. Der Laborarzt bewertet dann, basierend auf einer mikroskopischen Betrachtung, den Zustand der Nervenzellen in diesem Hautareal. Zeigen die Nervenzellen keine Auffälligkeiten, liegt keine Nervenschädigung vor. Sind hingegen degenerierte oder unterversorgte Nervenzellen zu sehen, leidet der Patient vermutlich an einer Nervenschädigung.
Neben einer Hautbiopsie kann auch direkt eine Gewebeprobe aus einem Nerventnommen werden. Meist geschieht dies beim Nervus suralis, der auch als Schienbeinnerv bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um einen somatischen Nerv. Die Untersuchung und Beurteilung der Nervenbiopsie erfolgt nach dem gleichen Schema wie bei der Hautprobe.
Es gibt eine Vielzahl an bildgebenden Diagnoseverfahren, die bei der Aufklärung einer Nervenschädigung eingesetzt werden können:
Computertomographie (CT) für mehrschichtige Aufnahmen der Körpers
Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) zur Darstellung von Gefäßen, Gelenken und dem Gehirn
Doppler-Sonographie, eine Spezialform des Ultraschalls, bei der der Blutfluss gemessen werden kann
Angiographien, ebenfalls für die Darstellung von Blutgefäßen geeignet
Szintigraphien, wie die 3-Phasen-Skelettszintigraphie, die Nervenschädigungen bei komplexen regional-begrenzten Schmerzen erkennt und deren zeitlichen Verlauf darstellt
Weiterhin kann mit Hilfe von elektrophysiologischen Untersuchungen festgestellt werden, ob der Nerv oder der Muskel in einem bestimmten Körperteil gestört ist. Bei einer Elektromyographie (EMG) wird die Muskelaktivität bestimmt. Darauf basierend kann der Arzt entscheiden, ob und falls ja, wie stark ein Nerv geschädigt ist.
https://www.ratgeber-nerven.de/nervenschaedigung/diagnose/
zur SHG Polyneuropathie "Das Original"
- Mitgliederbereich -
Deutschlandweites Selbsthilfeforum
weiterführender Chat und Forum: https://www.facebook.com/groups/PNP.SFN/
Information/Anfragen unter: Bernd Jörg Ihlefeldt
13589 Berlin
Bitte bevorzugt eMail nutzen
Vielen Dank !
Direkt zur Gruppe
SHG Polyneuropathire
"Das Original"